wan si begunde weinen
und marterlîche sich gehaben.
ir herze in leide was begraben
unde in ungemüete gar.
si want ir hende liehtgevar
erbermeclichen unde sprach:
›owê mir hiute und iemer ach,
daz ich zer welt ie wart geborn!
ich armiu, wie hân ich verlorn
man unde kint, êr unde guot!
denn sie begann zu weinen
und zeigte, dass sie Qualen litt.
[Die Großen Sprachmodelle werden immer besser – das betrifft auch deren Fähigkeit, aus dem Mittelhochdeutschen zu übersetzen. Man kann sich deshalb durchaus fragen, ob sich der Aufwand noch lohnt, alles selbst zu machen. Die folgenden Verse wurden per ChatGPT übersetzt:]
Ihr Herz war im Leid begraben
und ganz von Kummer erfüllt.
Sie rang verzweifelt die Hände
und sprach klagend:
›Wehe mir heute und ach, für alle Zeit,
dass ich jemals auf diese Welt geboren wurde!
Ich Arme, wie habe ich verloren –
Mann und Kind, Ehre und Besitz!
[»Ihr Herz ertrank im Leid«, hätte ich übersetzt, das scheint mir im heutigen Deutsch direkter und verständlicher zu sein. Bei den Händen fehlt das »liehtgevar«; dass sie »klagend« spricht, steht so nicht im mittelhochdeutschen Text, macht inhaltlich aber durchaus Sinn. »Wehe mir« klingt in meinen Ohren altertümlich. Das »auf diese Welt« hätte ich wahrscheinlich weggelassen. »Ich Arme, wie habe ich verloren« ist zu nah am Mittelhochdeutschen. Besser wäre: »Ich Elende, warum habe ich (Mann und Kind, Ehre und Besitz) verloren?«]