Montag, 23. November 2020

Kommentar

Immer wieder schön, auf welche Weise Reflexionen einer Figur in mittelhochdeutschen Erzählungen dargestellt werden (können)! Hier und da hätte ich in der Übersetzung wohl zu anderen Worten gegriffen, aber in fast allen Fällen halte ich die gefundenen Lösungen (nach ein bisschen Nachdenken) für sehr gelungen. 

Mittelhochdeutsch »süeze« ist oft nicht leicht zu übersetzen, zumal das Wort in einer ganzen Bandbreite von Zusammenhängen auftaucht. Hier, in V. 13879, könnte man zu »lieblich« greifen; falls einem das zu altertümlich klingt, vielleicht »hübsch« oder »liebenswert« o.ä. 

Das »von strîte« (V. 13793) ist völlig korrekt übersetzt; aber vielleicht müsste man noch ein wenig deutlicher machen, worum es geht, nämlich darum, dass Achill dort »in irgendeinem Kampf« zu Tode kommen würde. 

Die Übersetzung von V. 13796 macht es sich schwieriger als notwendig wäre. Mittelhochdeutsch »muot« meint in der Regel (wenn auch nicht immer) »Gemüt« oder »Sinn«: »Sie hatten stets Kämpfe im Sinn« (wobei ich nun die negative Aussage in eine positive umgewandelt habe, um mir das Übersetzer-Leben ein wenig leichter zu machen). 

Das »geflœhet« in V. 13815 ist ein wenig irritierend, finde ich. Im Prinzip würde es ja heißen, dass er »nicht in ihr Land geflieht« werde – und so kann man das natürlich nicht formulieren. Im Lexer gibt es  einen Eintrag zu »vlœhenen«, das ist: »flüchten, durch flucht entfernen, in sicherheit bringen« – damit dürfte die Übersetzung gut funktionieren. 

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