Mittwoch, 9. September 2020

13070-13119

13070

daz aller grœste wunder,
daz von strîte ie wart vernomen. 
ich lâze iuch ûf ein ende komen, 
wer dô verdarp und wer genas. 
swaz in dem strîte fürsten was,

13075

die tuon ich iu mit rede bekant. 
wer dâ mit ellenthafter hant 
vaht unde ritterlichen streit, 
des name wirt von mir geseit
und entslozzen ûf den grunt.

13080

ich tuon des wâre mære kunt, 
als ich an der hystôrje las.
Dâres, der in dem strîte was, 
swaz der geseit in kriechisch hât 
von dirre strîteclichen tât,

13085

daz wirt mit tiuschen worten 
von mir in allen orten 
entslozzen und betiutet. 
swer sin und ôren biutet 
gern unde willenclichen her,

13090

der hœret hie nâch sîner ger
von minnen und von strîte sagen 
sô vil, daz er bî sînen tagen
gehœret lîhte niemer mê 
kein mære, daz im nâher gê,

13095

wie daz geschæhe bî den tagen. 
daz lânt iu künden unde sagen, 
als ich dâ von geschriben las. 
dô Lâmedon verdorben was 
unde er tôt gelac alsus,

13100

dô was der künic Prîamus
sîn werder sun dâ heime niht. 
diu wârheit sprichet unde giht, 
daz er mit vrecher liute scharn
wær in ein vremdez lant gevarn

13105

und er besezzen drinne 
mit kreften und mit sinne 
het eine veste wunneclich. 
er vleiz dar ûf vil harte sich
mit sîner ritterschefte snel,

13110

daz er daz selbe kastel 
gewünne bî den zîten.
er wolte ez gerne erstrîten
und lac mit hôher maht dervor. 
sîn sun Pârîs und Hector,

13115

die zwêne ritter ûz genomen, 
die wâren dar ze lande komen 
mit dem vater an daz gesez
und hielten ouch mit kreften ez,
als ez ir êren wol gezam.


von dem allergrößten Wunder,
das von einem Kampf je vernommen worden 
war. Ich lasse euch am Ende wissen,
wer dort gestorben und wer genesen ist.
Wer in dem Kampf ein Fürst war,
das gebe ich euch mit meiner Rede bekannt.
Wer dort mit heldenhafter Hand 
gefochten und ritterlich gekämpft hat, 
dessen Name wird von mir vollständig 
verkündet.
Ich verkünde euch die wahren Geschehnisse,
wie ich sie in der Geschichte gelesen habe.
Was Dares, der sich inmitten des Kampfes befand,
anschließend auf Griechisch von diesen 
streithaften Taten berichtet hat,
das wird nun von mir mit deutschen 
Worten enthüllt und verkündet.
Wer Freude daran findet, 
Sinn und Ohren zu benutzen,
der hört hier nach seinem Begehr von 
Liebe und von Krieg erzählen,
so viel, dass er in seinem ganzen Leben
keine Geschichte mehr hören wird, 
die ihm näher gehen wird
als das Geschehen dieser Tage. 
Lasst mich euch das verkünden, 
was ich davon geschrieben las. 
Als Lamedon zugrunde ging 
und er tot aufgebahrt lag,
da war der König Priamus,
sein werter Sohn, nicht daheim.
Die Wahrheit lautet,
dass er mit einer Schar kühner Leute in ein 
fremdes Land gefahren wäre
und er dort
eine wunderliche Festung
mit Kraft und Verstand belagert hätte. 
Er begehrte sehr danach,
mit seiner tapferen Ritterschaft,
dasselbe Schloss
zu Zeiten zu gewinnen.
Er wollte es gerne erobern
und lag mit großer Streitmacht davor.
Seine Söhne Paris und Hector,
die zwei ausgezeichnete Ritter waren, waren mit 
dem Vater
ins Land gekommen
und hielten die Belagerung auch mit Kräften, 
wie es ihrer Ehre gebührte.

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