Freitag, 11. September 2020

13120-13169

13120

diz mære hin von Troye kam 
geriuschet z'in geswinde, 
wie man ir lantgesinde 
erslagen allez hæte
und wie der künic stæte

13125

her Lâmedon wart tôt gesehen.
swaz von den Kriechen was geschehen, 
daz wart in allez dô geseit.
nû Prîamus die wârheit 
umb den vater sîn vernam

13130

und im daz leide mære kam, 
daz Troye was zerstœret,
dô wart von im gehœret 
clag unde marterlîchiu nôt.
von herzen weint er sînen tôt

13135

mit flîzeclicher andâht.
ouch wart ze herzeleide 
brâht mit im al sîn ritterschaft. 
betrüebet unde jâmerhaft 
liez er beliben daz gesez

13140

und kêrte sîner verte mez
von dannen gegen Troye wider. 
er leite sîn urliuge nider
und îlte hein ze lande. 
beswærde manger hande

13145

in sînem herzen lac begraben, 
wan er begunde sich gehaben 
erbermeclichen alzehant.
dô beidiu liute unde lant
verwüestet wâren und verhert,

13150

dô wart dem herzen sîn erwert 
vröud unde hôchgemüete. 
swaz wunne drinne blüete,
diu reis von jâmers rîfen abe. 
sîn gelwez hâr mit ungehabe

13155

ûz sînem reiden houpte er brach. 
vil heize weinte er unde sprach: 
Hey, vater, sælic unde guot!
got riuwe, daz dîn edel bluot 
âne schult vergozzen sî.

13160

und wære ich dir gewesen bî,
daz möhte niemer sîn geschehen, 
daz man dich hæte alsus gesehen 
erslagen von den Kriechen.
ich muoz an vröuden siechen,

13165

die wîle daz ich lebende bin, 
durch den verworhten ungewin, 
daz ich bî dir niht enwas.
dîn herze was ein adamas
an ritterlicher stæte.


Dann erreichte sie die Nachricht,
die mit Sausen und Stürmen von Troja kam, 
dass man ihre Leute alle
erschlagen hatte
und dass der tapfere König
Lamedon gestorben war.
Was durch die Griechen geschehen war, 
das wurde ihnen alles erzählt.
Als nun Priamus die Wahrheit
über seinen Vater erfuhr
und ihn die schlechte Nachricht erreichte, 
dass Troja zerstört worden war,
da hörte man von ihm
Klagen und schmerzhafte Not.
Von Herzen beweinte er seinen Tod
mit beflissener Andacht.
Auch seine ganze Ritterschaft litt dort mit 
ihm.
Betrübt und mit gebrochenem Herzen 
ließ er das Lager hinter sich
und kehrte mit seinen 
Gefährten zurück nach Troja. 
Er legte seine Fehde nieder
und eilte heim.
Manch bitterer Kummer
war in seinem Herzen begraben,
weil er sogleich begann, sich barmherzig zu 
verhalten.
Da sowohl die Menschen als auch das Land
verwüstet und vernichtet worden waren,
wurden seinem Herzen
Freude und Frohsinn genommen.
Die Wonne, die früher darin geblüht hatte,   
gefror nun durch den Kummer.
Vor lauter Trauer riss er sein blondgelocktes Haar
aus seinem gesenkten Haupt.
Er weinte bitterlich und sprach: Oh,
seliger und guter Vater!
Gott soll rächen, dass dein edles Blut
ohne Schuld vergossen wurde.
Und wäre ich bei dir gewesen, 
dann wäre dies niemals geschehen,
dass man dich auf solche Weise gesehen hätte, 
erschlagen von den Griechen.
Ich werde keine Freude mehr haben
solange ich lebe,
wegen des großen Unglücks, 
nicht bei dir gewesen zu sein.
Dein Herz war ein Edelstein
an ritterlicher Beständigkeit.

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