Montag, 14. September 2020

Kommentar

»tugent« in V. 13172 ist eines dieser Worte, das Übersetzer*innen zum Verzweifeln bringen kann. Ich glaube, dass an dieser Stelle etwas gemeint ist wie »(hilfreiche) Tätigkeit« – aber so kann man das wohl eher nicht übertragen. Wie wäre etwas wie »Ach Gott, dass Deine Wohltätigkeit und deine Ehre ein Ende gefunden haben.«? (Und das könnte man dann vielleicht sogar mit einem Ausrufezeichen abschließen!)

Im Folgenden bin ich dann über ein längeres Textstück hinweg sehr einverstanden – und die schwierige Stelle ab V. 13184 scheint mir gut gelöst zu sein. Vielleicht fände man, würde man lange darüber nachdenken, eine Lösung, die noch ein bisschen anschaulicher ist – aber spontan fällt mir nichts besseres ein.

Bei V. 13200 müsste man das »ir« noch übersetzen; und ab V. 13206 würde ich das »des« eher mit »darüber/dabei« übersetzen – oder etwas freier formulieren  (z.B.: »das wird dazu führen, dass ich den Rest meines Lebens lang mit tiefem Leid grau werde.«). 

Das »von hinnen zücken« (V. 13212f.) meint »von hier weg ziehen/führen«. Das »besunder« (V. 13215) könnte hier etwas meinen wie »insbesondere« – und dann würde extra betont, dass es insbesondere das Schicksal der Schwester ist, das Leid verursacht. Die Übersetzung von V. 13220 ist sachlich völlig richtig, denke ich, allerdings ist das »in ein Grab passen« vielleicht ein bisschen missverständlich. Wie wäre: »dem stünde ein Grab besser an«? In V. 13231 sollte man vielleicht »gelegen habe« (oder freier: »dass ich nicht mit dir gefallen bin«) übersetzen. 

Dann bin ich bis zum Schluss wieder sehr einverstanden (das »verurteile« finde ich sehr schön) und ich finde auch insgesamt die ganze Klagepassage gut übersetzt! 

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