Dienstag, 8. April 2025

22630-22639

ez wirt ein êwic schande

den Kriechen algelîche,

daz von ir künicrîche

wirt alsus gezücket hin

der beste roup, der under in

bî tûsent jâren wart gesehen.

daz in diz laster sî geschehen

und mir diu grôze unsælikeit,

daz sî den göten iemer leit

und muoz in tiure sîn geclaget,


Es wird den Griechen – allen von ihnen -

eine ewige Schande sein,

dass aus ihrem Königreich

auf diese Weise das wertvollste Diebesgut,

das es in tausend Jahren bei ihnen gab, 

geraubt wird. 

Dass ihnen diese Schmach angetan wurde

und mir das große Unglück,

das möge den Götter auf ewig leidtun

und möge ihnen gegenüber heftig beklagt werden, 

Montag, 7. April 2025

22620-22629

die friunde mîn betrüeben

mac wol diz schemelîche dinc,

daz mich ein fremder jungelinc

ir lande hât entzücket.

ir wirde muoz verdrücket

von mîner swacheit iemer sîn.

owê, getriuwen bruoder mîn,

wie tuot iu diz sô rehte wê,

daz ein gast sol über sê

mich füeren sus ze lande.


Dass mich ein fremder junger Mann

aus ihrem Land genommen hat,

diese beschämende Situation

wird meine Verwandten traurig stimmen.

Ihre Würde wird 

durch meine Schmach und Entehrung ewig vernichtet sein.

Ach, mein treuer Bruder,

wie wird euch das schmerzen,

dass ein Fremder mich auf diese Weise

über das Meer in fremde Länder führt!

Freitag, 4. April 2025

22610-22619

owê, daz ich ie schœne wart

und ich gewan ie clâren lîp!

des muoz ich, sældelôsez wîp,

betrüeben mîne stætekeit.

die göte hânt ûf mich geleit

erbermeclîche râche.

owê der lantsprâche,

in der mîn künne wart geborn!

die muoz ich leider hân verlorn

und fremde zungen üeben.


Ach, warum bin ich eine schöne Frau geworden

und warum habe ich diesen schönen Körper?

Das ist der Grund, warum ich, ich unglückselige Frau, 

meine Ehrbarkeit und Treue zugrunde richte.

Die Götter lassen ihre 

unerbittliche Rache auf mich niedergehen.

Ach, Sprache meiner Heimat,

in die meine Familie hineingeboren wurde!

Auf diese Mundart muss ich nun leider verzichten

und muss mit fremden Worten sprechen. 

Donnerstag, 3. April 2025

22600-22609

mîn lop in swacher wîse

verenden sich nû schiere kan:

hei, waz mîn herzelieber man

nû jâmers unde leides pfliget,

swenn er vür alle schande wiget

daz laster, daz im ist geschehen.

ich weiz wol, daz er wirt gesehen

an fröuden gar ze tôde wunt.

beswæret ûf der sêle grunt

wirt er von mîner hinevart.


[heute noch einmal ChatGPT, ab morgen übernehme ich dann wieder...] 


Mein Ruhm wird nun bald

in schwacher Weise enden. [eher: jämmerlich/elendig/armselig]

Ach, was für Jammer und Leid

erduldet jetzt mein geliebter Mann, [ich hätte wahrscheinlich versucht, das »Herz« mit in die Übersetzung zu nehmen] 

wenn er trotz aller Schande

die Schmach auf sich nimmt,

die ihm widerfahren ist. 

[Das ist eine schwierige Stelle. Ich würde das folgendermaßen verstehen: wenn er all die Schmach, die ihm angetan wurde, gegen die Schande aufwiegt.]

Ich weiß wohl [genau], dass er

an seinem Schmerz zu Tode verwundet wird, [dass sich zeigen wird, dass seine Freude tödlich verletzt worden ist]

und schwer belastet

wird seine Seele durch meine Abreise. [Er wird bis auf den Grund seiner Seele durch mein Weggehen betrübt.]

Mittwoch, 2. April 2025

22590-22599

got riuwe, daz des meres fluot

niht slant mich hiute in sînen giel,

dô mich der sældelôse kiel

von Kriechen truoc zuo dirre habe.

war umbe bin ich komen abe

des landes und der gülte mîn?

dur waz sol ich verweiset sîn

der manicvalten wirdikeit,

der wunder was an mich geleit

von küniclichem prîse?


[Es geht weiter mit der ChatGPT-Übersetzung:]


Möge Gott erbarmen haben,

dass die Flut des Meeres

mich heute nicht in ihren Schlund schlägt, [»verschlingt« wäre wohl besser]

als mich das unglückselige Schiff

von Griechenland hierher trug. 

Warum bin ich nur fortgegangen [»habe ich verloren« – hier fehlt ChatGPT möglicherweise Kontext]

aus meinem Land und von meinem Erbe?

Wofür soll ich nun verstoßen sein

aus der vielfältigen Herrlichkeit,

aus all den Wundern, die mir

königliches Ansehen gebracht haben? [eher nicht, ist aber auch schwer zu übersetzen: »… Herrlichkeit, mit der mich königlicher Ruhm und königliche Ehre umfassend ausgestattet haben?«]

Dienstag, 1. April 2025

22580-22589

wan si begunde weinen

und marterlîche sich gehaben.

ir herze in leide was begraben

unde in ungemüete gar.

si want ir hende liehtgevar

erbermeclichen unde sprach:

›owê mir hiute und iemer ach,

daz ich zer welt ie wart geborn!

ich armiu, wie hân ich verlorn

man unde kint, êr unde guot!


denn sie begann zu weinen 

und zeigte, dass sie Qualen litt. 


[Die Großen Sprachmodelle werden immer besser – das betrifft auch deren Fähigkeit, aus dem Mittelhochdeutschen zu übersetzen. Man kann sich deshalb durchaus fragen, ob sich der Aufwand noch lohnt, alles selbst zu machen. Die folgenden Verse wurden per ChatGPT übersetzt:]


Ihr Herz war im Leid begraben

und ganz von Kummer erfüllt.

Sie rang verzweifelt die Hände

und sprach klagend:

›Wehe mir heute und ach, für alle Zeit,

dass ich jemals auf diese Welt geboren wurde!

Ich Arme, wie habe ich verloren –

Mann und Kind, Ehre und Besitz!


[»Ihr Herz ertrank im Leid«, hätte ich übersetzt, das scheint mir im heutigen Deutsch direkter und verständlicher zu sein. Bei den Händen fehlt das »liehtgevar«; dass sie »klagend« spricht, steht so nicht im mittelhochdeutschen Text, macht inhaltlich aber durchaus Sinn. »Wehe mir« klingt in meinen Ohren altertümlich. Das »auf diese Welt« hätte ich wahrscheinlich weggelassen. »Ich Arme, wie habe ich verloren« ist zu nah am Mittelhochdeutschen. Besser wäre: »Ich Elende, warum habe ich (Mann und Kind, Ehre und Besitz) verloren?«]