Dienstag, 30. Juni 2015

3171-3180

von ime, die wîle daz ich lebe.
er muoz von mîner hôhen gebe
wîsheit erwerben unde schaz.
waz schadet im der widersaz,
den er von iu beiden hât,
swenn im diu helfe mîn gestât
mit vlîzeclicher andâht!
ich hab in dar zuo schiere brâht,
daz sîn armuot ist worden cranc
und er ân iuwer zweiger danc

auflösen, solange ich lebe.
Er muss durch meine hohe Gabe
Weisheit und Reichtum erlangen.
Was schadet ihm die Feindseligkeit,
die ihr beide gegen ihn hegt,
wenn ihm stets meine Hilfe beisteht
mit sorgfältiger Aufmerksamkeit?!
Ich habe ihn in kurzer Zeit dazu gebracht,
dass seine Armut schwach geworden ist
und dass er gegen den Willen von euch beiden

Montag, 29. Juni 2015

3161-3170

gestellet nâch dem hovesite.
im wont rîlîchiu tugent mite
und ist sô reine sîn gebâr,
als er vertriben sîniu jâr
habe in eines küniges sal.
lânt von im iuwer snœde zal,
vrô Pallas und vrô Jûne!
kein rede, noch kein rûne,
die man im ze leide tuot,
mac gescheiden mînen muot

an die höfischen Sitten angepasst.
Er verfügt über herrliche Fähigkeiten
und sein Auftreten ist so rein
als wenn er seine Jahre
in einem Königssaal zugebracht hätte.
Lasst ihn mit eurer erbärmglichen Aufzählung in Ruhe,
Frau Pallas und Frau Juno!
Keine Rede noch irgendein geheimes Geflüster,
womit man ihm schaden will,
kann meine Zuneigung zu ihm

[Bin ich der einzige, der den Gebrauch von »zal« hier ungewöhnlich findet?]

Freitag, 26. Juni 2015

3151-3160

ein hôher fürste möhte sîn.
ez wirt an sîner zühte schîn
und an sînem bilde wol,
daz man im êre bieten sol
mit werken und mit worten.
der Wunsch in allen orten
hât in gemachet wandels vrî.
swie lange er bî dem vihe sî
gewesen in dem walde,
doch hât er sich hie balde

ein großer Fürst sein dürfte.
Es wird an seiner Höflichkeit sichtbar
und auch leicht anhand seines Erscheinungsbildes,
dass man ihm Ehrerbietung entgegenbringen muss,
mit Werken und mit Worten.
Der Wunschtraum hat ihn allüberall
von aller Wandelbarkeit befreit.
Wie lange auch immer er bei dem Vieh
im Wald gewesen sein mag –
dennoch hat er sich hier schnell

Donnerstag, 25. Juni 2015

3141-3150

mit êren über manic lant.
Pârîse dem ist rîch gewant
gemæze wol von rehte;
wan er ist an geslehte
und an edelkeite rîch.
ouch ist er selbe dem gelîch,
daz er ein herre sîn von art.
sô tumber nie kein tôre wart,
sîn ouge daz enspürte,
daz Pârîs von gebürte

und genießt hohes Ansehen.
Glanzvolle Kleidung steht
Paris rechtmäßig zu;
denn er enstammt einer glanzvollen
Familie und glanzvollem Adel.
Außerdem ist er selbst von einer Gestalt,
die einem adeligen Herrn entspricht.
Kein Dummkopf war je so törricht,
dass sein Auge das nicht empfunden hätte,
dass Paris von Geburts wegen

Mittwoch, 24. Juni 2015

3131-3140

Vênus mit zorne in beiden.
si sprach: ›lânt iu niht leiden
den jungelinc, den ir hie sehent.
swie vaste ir beide von im jehent,
daz er ein armer hirte sî,
sô ist er doch von adele vrî
und eines hôhen künges fruht.
niht brechent an im iuwer zuht
mit rede und iuwer bescheidenheit!
sîn vater eine crône treit

Venus zornig ihnen beiden Antwort.
Sie sprach: ›Habt keinen Hass auf
den jungen Mann, den ihr hier seht.
Wie beharrlich auch immer ihr von ihm behauptet,
dass er ein armer Hirte sei –
dennoch ist er von Adel, frei geboren
und der Nachwuchs eines hohen Königs.
Ruiniert an ihm mit euren Reden
nicht eure höfische Erziehung, eure Verständigkeit und euer Urteilsvermögen!
Sein Vater trägt über viele Länder eine Krone

[Da ich »Verständigkeit« für ein semantisch nicht besonders zielgenaues Wort halte, ergänze ich »Urteilsvermögen«.]

Dienstag, 23. Juni 2015

3121-3130

ûz hirten künige bilden?
ir hânt ûz einem wilden
gebûre wunder hie gemaht.
diz cleit enwær im niht geslaht,
ob irs gelouben woltent.
niht êren ir den soltent
ze hôhe und alze sêre,
dem weder guot, noch êre
gemæze ist von gebürte.‹
der rede gap antwürte

aus Hirten Könige zu formen?
Ihr habt aus einem wilden
Bauern hier ein Wunderwerk geschaffen.
Diese Kleidung würde ihm nicht entsprechen,
auch wenn ihr daran glauben wolltet.
Ihr dürften den nicht
zu hoch und zu sehr ehren,
dem weder Besitz noch Ansehen
von Geburts wegen gebührt.‹
Auf diese Wort gab

Montag, 22. Juni 2015

3111-3120

huop sich dâ michel rûne.
vrô Pallas und vrô Jûne
die beide vil gemeine
erbunden im aleine
mit herzen und mit sinne,
daz Vênus, diu götinne,
het ûf in hôhen vlîz gewant.
si sprâchen wider si zehant:
›wâ nû, gespil, vrô Vênus,
wer hât gelêret iuch alsus

erhob sich da ein großes Geflüster.
Frau Pallas und Frau Juno,
die beiden machten gemeinsam
– mit Herz und Verstand –
nur ihn dafür verantwortlich,
dass Venus, die Göttin,
auf ihn große Sorgfalt verwendet hatte.
Sofort sprachen sie zu ihr:
›Was soll das, Gefährtin, Frau Venus,
wer hat euch das beigebracht,

[»erbinden« meint »lösen, befreien«, aber auch »verpflichten«. Nach einigem Nachdenken würde ich vermuten, dass gemeint ist, dass Paris die Schuld gegeben wird. Ganz sicher bin ich mir dabei allerdings nicht.]

Freitag, 19. Juni 2015

Zwischenstand

3110 Verse von ingesamt 49.861 macht, wenn ich richtig gerechnet habe, 6,24%.

3101-3110

vür daz gestüele wider kam
und man ze rehte war genam
des bildes und der cleider sîn,
dô wart im lop und êre schîn,
der manger im bôt unde maz.
der ê vil schœne stille saz,
der stuont im ûf engegen dô.
si wâren des gelîche vrô,
daz er nâch wunsche was becleit.
von sîner hôhen sælikeit

vor die Stühle gekommen war
und man seine Erscheinung und
seine Kleidung gebührend wahrnahm,
da zeigten sich ihm Lobpreis und Ehre,
die mancher ihm darbot und zuerkannte.
Wer zuvor schön stillgesessen war,
der stand nun, ihm zugewandt, auf.
Sie alle zeigten sich froh darüber,
dass er so bekleidet war, wie man es sich nur wünschen konnte.
Angesichts seiner großen Vollkommenheit

[Meint »im engegen« so etwas wie »ihm gegenüber«? Oder »ihm zugewandt«? Oder »zu ihm hin«?]

Donnerstag, 18. Juni 2015

3091-3100

und iuwer êweclîche ertoben.
man sol in prîsen unde loben
vür alle man besunder.
uns darf niht nemen wunder,
daz er sô rehte rihtet,
sît daz der Wunsch getihtet
als ûzgenomenlichen hât
sîn leben unde sîne wât.‹
Die rede tribens' under in.
nû daz Pârîs gegangen hin

und für immer darüber den Verstand verlieren.
Man muss ihn lobpreisen und rühmen
als einzigartig unter allen Männern.
Uns braucht nicht zu verwundern,
dass er so gerecht richtet,
hat doch die Wunschvorstellung
sein Leben und seine Kleidung
so außergewöhnlich geschaffen.‹
Dieses Gespräch führten sie untereinander.
Als nun Paris auf seinem Weg wieder 

[Warum »iuwer ertoben«, also doch wohl: »wegen euch anfangen zu toben (bzw. anfangen, den Verstand zu verlieren)«?]

Mittwoch, 17. Juni 2015

3081-3090

den man rîlîche stellent
und arme liute wellent
nâch fürsten figûrieren.
er kunde in wol gezieren,
swer in alsus gecleidet hât!
ez wart nie küniclicher wât,
noch keiserlicher man gesehen.
swer iemer des getürre jehen,
er künne vihes hüeten,
der müeze sich erwüeten

den Mann auf herrliche Weise ausstaffiert
und in der Lage ist, arme Leute
nach dem Vorbild von Fürsten zu formen.
Er wusste genau, wie man ihn herausputzt,
wer auch immer es war, der ihn so gekleidet hat.
Nie hat man königlichere Kleidung
oder einen kaiserlicheren Mann gesehen.
Jeder, der es je wagen würde, zu behaupten,
er könne das Vieh hüten,
der müsste in Wut geraten

Dienstag, 16. Juni 2015

3071-3080

gebunden hete mit ir kraft.
die vrouwen und diu ritterschaft
die kapften in ze wunder an.
si sprâchen alle: ›ist daz der man,
der niuwelîche von uns gie?
dur got, wer hât in denne hie
sô rehte wol gegestet?
seht, wie sîn bilde glestet
und allez, daz er an im treit!
nû schînet wol, daz rîchiu cleit

mit ihrer Macht gebunden hatte.
Die Damen und die Ritter,
die gafften ihn an wie ein Wunder.
Sie sagten alle: ›Ist das der Mann,
der jüngst von uns ging?
Bei Gott – wer hat ihn denn hier
so ganz wunderbar geschmückt?
Seht, wie seine Gestalt strahlt
und alles, was er an sich trägt!
Es zeigt sich klar, dass edle Kleidung

Montag, 15. Juni 2015

3061-3070

gegangen in des plânes rinc.
der ûz erwelte jungelinc
gie mit hovelicher state.
ûfreht alsam ein sumerlate
was sîn lîp ze mâzen lanc.
er hete keiserlichen ganc
und einen küniclichen site.
er gie mit schœner zühte mite
der minne meisterinne,
diu sînes herzen sinne

in das freie Rund.
Der begnadete Jüngling
ging in höfischer Stimmung.
Aufrecht wie ein junger, in einem Sommer entstandener Zweig
war sein angemessen großer Körper.
Er ging auf kaiserliche Art und Weise
und zeigte königliches Wesen und königlichen Anstand.
Er ging mit ansehnlicher Sittsamkeit bei
der Herrin der Minne,
die die Empfindungen seines Herzens

[»state« ist etwas unklar, was auch an der breiten, recht unspezifischen Definition der Wörterbücher liegt. »Stimmung« scheint mir in diesem Zusammenhang recht passend zu sein, betont aber vielleicht zu sehr die affektive Position der Anwesenden. »site« übersetze ich mit »Wesen« und »Anstand«, um das Bedeutungsspektrum anzuzeigen.]

Freitag, 12. Juni 2015

3051-3060

der hete cleiner bilde driu.
diu aller beste gâmahiu
was daz selbe spengelîn.
diu Minne was entworfen drîn
ûf ein gestüele hôhe enbor.
zwei bilde knieten in dâ vor
reht als ein wîp und als ein man,
diu beide crônte si dar an
mit ir handen wunnevar.
sus kam Pârîs gezieret dar

der drei kleine Skulpturen aufwies.
Diese kleine Spange
war aus dem allerbesten Kamee.
Darin war die Minne dargestellt
auf einem weit emporragenden Herrschersitz.
Zwei Figuren knieten davor,
ganz wie eine Frau und wie ein Mann,
die beiden krönte sie dort
mit ihren reizend aussehenden Händen.
So geschmückt kam Paris

[Wie eng soll man das »haben« von drei »Bildern« übersetzen? Ginge auch »Skulpturen zeigen«? Oder soll man wortwörtlich »Bilder haben« übersetzen? »gâmahiu« ist der Name eines Edelsteins; kann man das mit »Kamee« (http://de.wikipedia.org/wiki/Kamee) übersetzen?]

Donnerstag, 11. Juni 2015

3041-3050

dâ lac versigelt inne
diu süezekeit der minne,
wan swer in reden hôrte,
dem brach er unde stôrte
daz trûren, daz sîn herze leit.
im hiengen sîne löcke reit
gewunden ûf sîn ahselbein,
durchliuhtic wîz sîn kele schein
und spien dâ vor ein fürspan,
dâ was ein trôn erhaben an,

in der lag versiegelt
die Süße der Minne,
denn jeder, der ihn reden hörte,
dem unterbrach und irritierte er
das Trauern, unter dem sein Herz litt.
Ihm hingen seine gekräuselten Locken
bis hinab auf seine Schultern.
Von einem alles durchstrahlenden Weiß leuchtete sein Hals
und davor war ein Spange fixiert,
auf der sich ein Thron erhub,

Mittwoch, 10. Juni 2015

3031-3040

zwô smale brûne brâwen obe;
stirn unde nase wol ze lobe
wâren im dâ bî gestalt.
der Wunsch der hete mit gewalt
geschephet die figûre sîn.
durchliuhtic rôt als ein rubîn
was im der munt, des hœr ich jehen,
dar ûz man glenzen und enbrehen
wîz unde blanke zene sach.
ein zunge ûz sînem munde sprach,

zwei schmale, braune Brauen.
Stirn und Nase, die zurecht zu loben sind,
waren ihm dort mitgegeben.
Die Wunschvorstellung, die hatte mit Vehemenz und Macht
seine Figur geschaffen.
Von Licht rot durchströmt wie ein Rubin
war ihm der Mund, wie ich erzählen höre,
aus dem man weiße und reine Zähne
glänzen und hervorleuchten sah.
Aus seinem Mund sprach eine Zunge,

[Ich übersetze »gewalt« mit »Vehemenz und Macht«, weil mir das nhd. »Macht« semantisch derart diffus zu sein scheint, dass ein zweites Wort sinnvoll ist, um das Bedeutungsspektrum einzuschränken.]

Dienstag, 9. Juni 2015

3021-3030

lac durch liehtebæren solt.
sîn hâr als ein gespunnen golt
schein ûz dem schapelîne guot.
reht als ein milch und als ein bluot
wol under ein geflozzen
was im ein lîch gegozzen
under sîn antlitze gar.
er truoc zwei wangen rôsenvar
und eines valken ougen.
dâ stuonden âne lougen

wegen des glanzbringenden Lohns.
Sein Haar leuchtete wie gesponnenes Gold
aus dem guten Kranz hervor.
Ganz so wie die Milch und das Blut,
wenn sie schön ineinander geflossen sind,
war ihm ein Köper gegossen,
lückenlos, unterhalb seines Gesichts.
Zwei rosenfarbene Wangen trug er,
und die Augen eines Falken.
Darüber standen, ehrlich!,

Montag, 8. Juni 2015

3011-3020

daz si z'ein ander hôrten wol.
daz cleit daz was gezierde vol,
sô was der man schœn unde clâr.
im was ûf sîn gel reidez hâr
geleit ein edel schapelîn.
dâ wâren glanze gimmen în
gewürket und gevelzet
und was diu schine gesmelzet
von golde unmâzen reine,
dar inne daz gesteine

dass sie zweifellsohne zueinander gehörten.
Das Kleid, das war voll von Schmuck
und auch der Mann war schön und makellos.
Ihm wurde auf sein gelbblondes Haar
ein erlesener Kranz gelegt.
Dort waren hellglänzende Juwelen
eingearbeitet und eingelegt
und der Reif war von
Gold gegossen, das über alle Maßen rein war.
Darin lagen die Edelsteine

Freitag, 5. Juni 2015

3001-3010

was si mit hôhem vlîze wol.
von zobele swarz alsam ein kol
und ûz hermîne snêgevar.
diu veder ûz dem tuoche bar
ir blanken und ir brûnen glast.
diu cleider und der werde gast
diu stuonden wol ein ander an:
daz cleit daz êrte wol den man
und êrte wol der man daz cleit.
si wâren beide als ûf geleit,

war er sorgfältig, mit großer  Akribie,
aus Zobel, schwarz wie ein Stück Kohle,
und aus schneefarbenem Hermelin.
Dieses flaumige Pelzwerk erzeugte in diesem Tuch
seinen weißen und braunen Glanz.
Die Kleider und der herrliche Gast,
die passten gut zueinander:
das Kleid, das brachte dem Mann zweifellos Ansehen,
und Ansehen brachte der Mann gewiss dem Kleid.  
Sie beide waren derart zurechtgemacht,

[»veder« laut Lexer (auch) »flaumiges pelzwerk« (unter anderem mit Verweis auf diese Stelle). Das »ûflegen« im Vers 3010 ist mir nicht ganz klar – auch wenn die zugrundeliegende Handlung (eben ein »auflegen«) natürlich verständlich ist. Was mir fehlt, sind die semantischen Verästelungen. Gefunden habe ich z.B. »un-ûfgeleget«, »den verbrecher unaufgelegt (ohne auferlegung einer strafe) ledig lâssen«. Bis auf Weiteres scheint mir »zurechtgemacht« eine brauchbare Übersetzung zu sein.]

Mittwoch, 3. Juni 2015

2991-3000

het einen sunderlichen schîn.
swie nû niht wan sehs varwe sîn,
sô gleiz iedoch vil mangiu dâ,
diu niemer hie, noch anderswâ
bî keinen jâren wirt erkant.
daz selbe kleit und diz gewant
was z'einer wæte ein wunder.
ein fülle was dar under
gar edel von geslehte.
geworht schâchzabelehte

einen eigenen Glanz hatte.
Auch wenn es nun einmal nicht mehr als
sechs Farben gibt, leuchteten doch dort viele,
die niemals – zu keiner Zeit! –
hier oder anderswo gesehen werden.
Diese Kleidung und dieses Kleid
war ein textiles Wunder.
Dabei war auch ein Pelzfutter
von edler Abstammung. 
Schachbrettartig gefertigt

[»fülle«, laut Lexer (auch) »pelzfutter«.]

Dienstag, 2. Juni 2015

2981-2990

stuont wol nâch im geschræmet.
bestellet und gebræmet
mit schînâte was daz cleit,
den man ûz einer hiute sneit,
die truoc ein visch von wilder art.
kein ouge nie sô lûter wart,
daz sînen glanz erkande;
sô rehte maniger hande
varwe ûz im gleiz unde bran,
daz iegelichez hâr dar an

war sorgfältig auf ihn hin zurechtgeknickt.
Besetzt und verbrämt,
war das Kleid mit Scheinaten,
die man aus einer Haut schneidet,
die ein fremdartiger Fisch getragen hat.
Kein Auge wurde je so klar,
seinen Glanz zu erfassen.
Aus ihm leuchteten und flammten
eine solche Vielfalt an Farben,
dass jegliches Haar daran

[»schraemen« wird in Lexers Handwörterbuch mit »schräge machen, krümmen, biegen« angegeben (unter Verweis auf diese und eine weitere Trojanerkrieg-Stelle). Und: »schînât«: » eine kostbare fischhaut von dunkler od. blauglänzender farbe, mit der gewänder besetzt u. verbrämt wurden«.]

Montag, 1. Juni 2015

2971-2980

geheftet und gespenget.
daz cleit an in getwenget
stuont oberthalp den gêren
und was nâch vollen êren
niderthalben alsô wît,
daz er sich möhte bî der zît
dar inne wol verwalten.
man sach dâ vremder valten
ein wunder umb in swenken.
diu wât zuo den gelenken

befestigt und verklammert.
Das Kleid, das damit aneinandergedrückt wurde,
befand sich über dem Saum
und war, was voll und ganz angemessen war,
unterhalb so weit,
dass er sich jederzeit
darin gut bewegen konnte.
Man sah dort einen ungewöhnlichen Faltenwurf,   
wunderbar um ihn herum wallen und wogen.
Der Stoff an den Gelenken

[Kleidungsbeschreibungen nerven. »valte« muss nicht unbedingt »Faltenwurf« heißen; gemeint sein könnten z.B. auch »Verschlüsse«; wie genau man sich das vorzustellen hätte, ist mir nicht klar.]