Montag, 7. Februar 2022

15950-15959

si locket unde reizet

mich vil ofte zuo dem zil,

daz ich nâch herzeliebe quil.‹

Seht, alsô was diu guote

in herzen unde in muote

verdâht in manger stunde,

dur daz der senewunde

juncherre si sô gerne sach.

er leit dur si grôz ungemach,

als ez der minne kraft gebôt.


Sie lockt und reizt 

mich immer wieder, um dafür zu sorgen,

dass ich mich nach Herzensfreude sehne.«

Schaut, in solche Überlegungen war die Gute

mit Herz und Sinn

so manche Stunde vertieft, um herauszufinden,

warum der von Liebesschmerz gepackte

junge Mann sie so gerne sah.

Er litt ihretwegen großes Leid,

so wie es die Macht der Liebe bestimmte.


[V. 15952: mhd. »quellen«, eigentlich »quellen«, »anschwellen«, »in die Höhe dehnen«.]

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