Donnerstag, 8. September 2016

5671-5680

mit ir süezen senftekeit
an sîme zorne dâ gestreit.
Dô Prîamus an im ersach,
daz vür alle clârheit brach
sîn wunneclich figûre,
dô lêrt in diu natûre
und daz angeborne reht,
daz er den tugentrîchen kneht
und den erwelten jungelinc
begunde sâ vür alliu dinc

mit ihrem süßen Sanftmut
kämpfte dort mit seinem Zorn.
Als Priamus, weil er ihn ansah, erkannte,
dass seine entzückende Gestalt wahrlich
alle Herrlichkeit überstieg,
da lehrte ihn die Natur
und das natürliche Gesetz,
dass er anfing, ihn, der treu war und zu Höherem strebte,
ihn, den ausgezeichneten jungen Mann,
von diesem Moment an mehr als alles andere 

[»reht« ist oft nicht einfach zu übersetzen. Statt von einem »angeborenen Recht« zu sprechen, übersetze ich »natürliches Gesetz«, was m.E. verständlicher ist und inhaltlich durchaus dem entspricht, was mit dem »angeboren reht« gemeint ist.

Ob hier mit »kneht« der Rangunterschied betont wird? Oder ist einfach »Knabe/Jüngling« gemeint (mithin einfach der Altersunterschied)?]

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