Montag, 6. Januar 2014

11-20


daz si die wîsen ringe wegent,
die wol gebluomter rede pflegent,
diu schœne ist unde wæhe.
ich wânde, swaz man sæhe
tiur unde fremden werden,
daz solte man ûf erden
für manic sache minnen,
der man hie gnuoc gewinnen
und alze vil gehaben mac.
den weisen ie vil hôhe wac

dass sie diejenigen Gelehrten gering achten,
die schön ausstaffiertes Reden kultivieren; 
ein Reden, das ansehnlich und anmutig ist.
Ich dachte, dass man all das, was man
wertvoll und rar werden sieht,
auf Erden mehr lieben müsste
als vieles andere, was man hier
in ausreichendem Maß bekommen
und von dem man mehr als genug haben kann.
Den Weißen schätzten

[Die »geblümte Rede« ist zwar durchaus ein Fachbegriff, ich habe mich aber für eine verständlichere Übersetzung entschieden, die dennoch vom alltäglichen Sprachgebrauch ein wenig abweicht.

»Wæhe« übersetzt der BMZ mit »zierlich, fein, herrlich«; ich habe mich für anmutig entschieden, da mir »herrlich« zu emphatisch zu sein scheint und da »zierlich« und »fein« heutzutage nicht uneingeschränkt positiv sind.]

1 Kommentar:

  1. Der "weise" (v. 20) ist der als 'Waise' bezeichnete Edelstein in der Reichskrone.
    Der "Weiße' wäre mhd. der 'wîze'.

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