13670
swaz man eht haben solte
von ûz erwelter spîse,
daz hiez der meister wîse
dâ sieden unde brâten.
sîn hol stuont wol berâten,
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des Thêtis von im dâ genôz.
nû der âbent zuo geflôz,
dô kam ir sun Achilles.
geloubent endelîche des,
daz in diu frouwe gerne sach.
13680
er was ir ougen ein gemach
und ir herzen wunnespil.
geloufen hete er alsô vil
nâch den tieren allen tac,
daz under sînen ougen lac
13685
stoup unde sweizes wunder.
ouch was sîn cleit dar under
mit bluote gar betroufet,
ûz sîner hût gesloufet
het er ein jungez löuwelîn,
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daz dans er ûf dem rücke sîn
und brâht ez bî den stunden.
verhouwen und beschunden
truoc ez der jungelinc derhein
und warf ez nider in den stein.
13695
Dâ von erschrac sîn muoter dô,
daz er beschunden unde rô
ze hûse ûf im den löuwen truoc.
daz gap ir herze vorhte gnuoc,
wan si gedâhte sâ zehant,
13700
erschülle in aller Kriechen lant,
daz der vil werde jungelinc
tet alsô vrevelîchiu dinc,
sô würde man in suochende;
dâ von wart si geruochende,
13705
daz er von dannen möhte komen.
ouch hete er schiere dô vernomen,
daz si was diu muoter sîn.
des wart von im diu künigîn
enpfangen wol mit gruoze.
13710
lieplichen unde suoze
hæte si den jungen
vil gerne z' ir betwungen.
dô trat er allez hinder sich,
al sîn gebâr was ûzerlich
13715
und wider si gar wilde.
nâch lieber kinde bilde
wolte er lützel arten.
er liez im wênic zarten
mit rede und mit gebærde.
13670
Was man auch an
auserlesenen Speisen verlangte,
das ließ der weise Herr
kochen und braten lassen.
Seine Höhle konnte alles aufbringen,
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was Thetis sich wünschte.
Als nun der Abend kam,
kehrte Achilles zurück.
Ihr könnt mir glauben,
dass die Herrin ihn freudig sah.
13680
Er war ihr Augenstern
und die Freude ihres Herzens.
Er war den ganzen Tag so viel
auf der Jagd nach Tieren gelaufen,
dass sein Gesicht außerordentlich
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verschwitzt und staubig war.
Auch seine Kleidung
war blutbefleckt;
er hatte einen
jungen Löwen gehäutet,
13690
den er auf seinem Rücken zog,
und brachte ihn zu dieser Zeit mit.
Verwundet und gehäutet
trug ihn der Jüngling hinein
und warf ihn in die Höhle.
13695
Davon erschrak seine Mutter,
dass er gehäutet und roh
den Löwen auf ihm nach Hause trug.
Das bescherte ihrem Herzen große Furcht,
denn sie dachte da sogleich Folgendes:
13700
„Wenn in ganz Griechenland bekannt würde,
dass der tapfere Jüngling
solche unerschrockenen Dinge täte,
so würde man ihn immerzu suchen.“;
dadurch begehrte sie sogleich,
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dass er mit ihr gehen sollte.
Auch erkannte er sofort,
dass sie seine Mutter war.
Deshalb wurde die Königin von ihm
mit freundlichem Gruß empfangen.
13710
Sie hätte den Jungen
gerne zärtlich und liebevoll
umarmt,
doch er trat zurück
und sein Verhalten war ungebührend
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und ihr gegenüber sehr wild.
Er war so ganz und gar nicht
wie liebe Kinder geartet.
Er war wenig zärtlich
mit Worten und Verhalten.
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