13870
von mir verborgen denne dâ.
Sus lac diu frouwe minneclich
gedenkend allez wider sich,
war si getet Acillen.
si wolte gar mit willen
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vor schedelichen sachen
sîn leben dô bewachen
und sînen wunneclichen lîp,
dâ von daz hôchgeborne wîp
dar ûf begunde trahten,
13880
daz si den wol geslahten
verholne dannen bræhte
und eine stat erdæhte,
dâ nieman würde sîn gewar.
nû daz ir muot dan unde dar
13885
in manic rîche wart gewant,
seht, dô gedâhtes' an ein lant,
des ein vil werder künic wielt,
der hûs mit êren drinne hielt
und sîn gewalteclichen pflac.
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ez was ein insel unde lac
in dem mer tief unde naz.
sîn herre, der dar inne saz,
der lebte in hôher wirde gar.
von megden hete er eine schar,
13895
die sîne tohter wâren,
und alle kunden vâren
rîliches lobes in ir jugent.
ir iegelîchiu manic tugent
nam an sich besunder,
13900
iedoch was einiu drunder,
diu schein ir aller bluome
an werdeclichem ruome
und an liutsælikeite
ir lop lanc unde breite
13905
des landes massenîe.
si was Dêîdamîe
genennet und geheizen.
in al der welte kreizen
lepte ein schœner maget niht.
13910
diu wârheit sprichet unde giht,
daz wîplich crêatiure
nie würde alsô gehiure,
noch sô bescheiden, sô si was.
swaz ich von megden ie gelas,
13915
der übergulde was ir lîp.
ir tugent schein vür alliu wîp
durchliuhtic und durchsihtic,
des wart ir lobes gihtic
vil manic wîsiu zunge.
13870
woanders von mir verborgen werden.“
So lag die schöne Dame wach
und wog ab,
wohin sie Achilles tun könnte.
Sie wollte sein Leben
13875
und seinen Körper
mit ganzem Willen
vor Schaden bewahren.
Deshalb trachtete
die hochgeborene Frau danach,
13880
den Wohlgeratenen
heimlich fortzubringen
und eine Lebensweise zu erdenken,
in welcher ihn niemand erkannte.
Als nun ihr Geist
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mehr und mehr Ideen entsann,
seht, da fiel ihr ein Land ein,
über das ein sehr ehrenwerter König herrschte,
der dort mit Ehre ein Hauswesen führte
und sich machtvoll darum kümmerte.
13890
Es war eine Insel
weit draußen auf dem Meer.
Ihr Herrscher, der dort wohnte,
genoss großes Ansehen.
Er hatte eine Schar Mädchen,
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die seine Töchter waren,
und alle konnten mit viel Lob
in ihrer Jugend fahren.
Jede von ihnen besaß
viele besondere Tugenden,
13900
jedoch gab es eine,
die überstrahlte sie alle
an herrlichem Ruhm,
und das Volk des
Landes pries ihre
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Lieblichkeit weit und breit.
Sie wurde Deidameia
genannt
und nirgendwo auf der Welt
lebte eine schönere junge Frau.
13910
Die Wahrheit lautet,
dass niemals ein weibliches Geschöpf
so lieblich und
bescheiden war wie sie.
Alles, was ich von Frauen jemals gelesen habe,
13915
ist nichts, verglichen mit ihrem Antlitz.
Ihre Tugend schien neben anderen Frauen
besonders hell und strahlend.
Deshalb wurde ihr von vielen Gelehrten
Lob zugestanden.
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