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der zæme baz in eime grabe,
denn er ûf erden solte leben.
mir ist der überfluz gegeben
ob allem herzesêre,
sît daz ich hân mîn êre
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verloren und den vater mîn,
der als der clâren sunne schîn
durchliuhtic was an triuwen.
sîn leben sol mich riuwen
dur manger hôhen tugende lôn.
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vil werder künic Lâmedôn,
daz ich niht tôt bî dir gelac!
owê, daz ich niht sterben mac
von endelôser herzeclage!
die göte wellent, daz ich trage
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des bitterlichen tôdes nôt,
ob ich niht reche dînen tôt
und mîne werden ritter.
ich sol ir schaden bitter
mit herzen und mit handen
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sô willeclichen anden,
daz man wol hœret unde siht,
daz ich ir veigen ungeschiht
ungerne hân befunden.
got lâze mich ir wunden
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mit râche widertrîben,
od tôt dur si belîben.
Die clage treip der künic hêr.
sîn jâmer und sîn herzesêr
wâren michel unde grôz.
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ûz sînen clâren ougen flôz
vil manic trahen bitter.
er schuof, daz sîne ritter
bestuonden aller wunne vrî.
fünf süne und sîner tohter drî
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die truogen mit im jâmers vil.
ir namen ich iu nemmen wil,
dur daz si würden iu bekant.
ein sun was Trôilus genant
und der ander Hêlenus.
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der dritte hiez Deîfebus,
als ich an der hystôrje las.
Hector genant der vierde was,
der fünfte der hiez Pârîs.
ouch nenne ich iu die tohter wîs
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mit worten hie gemeine.
Andrimachâ hiez eine,
Pollixinâ diu ander,
diu dritte was Cassander
geheizen und genennet.
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der wäre besser in einem Grab aufgehoben,
als auf der Erde zu leben.
Mir strömt das Herzeleid über,
seitdem ich mein Ansehen
und meinen Vater
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verloren habe,
der wie der helle Sonnenschein
erleuchtet war von Treue.
Sein Leben soll mich den Lohn
so mancher Tugend bereuen lehren.
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Ehrenwerter König Lamedon,
dass ich nicht tot an deiner Seite lag!
Ach, könnte ich doch sterben
an dieser endlosen Herzensqual!
Die Götter wollen, dass ich die
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Not des bitteren Todes trage,
wenn ich nicht deinen Tod und den
meiner tapferen Ritter rächen kann.
Ich muss den Verlust
mit Herz und Hand
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unbedingt rächen,
damit man hört und sieht,
dass ich ihr tödliches Unglück
nicht gerne erfahren habe.
Gott, lass mich ihre Wunden
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mit Rache vergelten
oder um ihretwillen den Tod finden.
Die Klage trieb den tapferen König um,
sein Jammern und sein Schmerz
waren heftig und groß.
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Aus seinen klaren Augen floss
so manche bittere Träne,
er verschuldete, dass seine Ritter
keine Freude mehr empfanden.
Fünf Söhne und drei Töchter
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trauerten mit ihm.
Ihre Namen will ich euch nennen,
damit sie bekannt werden.
Ein Sohn wurde Troilus genannt,
der zweite Helenos und
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der dritte hieß Deiphobos.
So las ich es in der Historie.
Der vierte wurde Hektor genannt
und der fünfte hieß Paris.
Ich will euch auch die Töchter nennen
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mit verständlichen Worten.
Andromache hieß die eine,
Polyxenia die andere,
die dritte wurde Kassandra
genannt und gerufen.
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