Mittwoch, 12. Februar 2014

231-240

mîn lop daz würde krenker,
ob ich des hie begünde,
daz ich mit rede niht künde
z’eim ende wol gerihten.
ich wil ein mære tihten,
daz allen mæren ist ein her.
als in daz wilde tobende mer
vil manic wazzer diuzet,
sus rinnet unde fliuzet
vil mære in diz getihte grôz.
ez hât von rede sô wîten vlôz,


Mein Ansehen würde geringer,
wenn ich hier mit etwas anfangen würde,
dass ich redend nicht sorgfältig
zu einem Ende bringen kann.
Ich will eine kunstvolle Erzählung verfassen,
die eine Armee aller Erzählungen ist.
So wie in das wilde, tobende Meer
viele Flüsse strömen,
so fließen und strömen
sehr viele Geschichten in diese lange Erzählung.
Es fließen die Worte so breit dahin,


[Ob »her« mit »Heer« oder »Herr« zu übersetzen ist, ist mir nicht hunderprozentig klar. Aufgrund der sich anschließenden Metaphorik der zusammenströmenden Flüsse scheint mir das »Heer« die naheliegendere Übersetzung zu sein – wobei man wohl nicht ausschließen sollte, dass im Mittelhochdeutschen beide Bedeutungen kopräsent sein können.]

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