Freitag, 18. Juli 2014

1231-1240

ze wunder ane blicte.
ir drîer clârheit schicte,
daz manger dâ begunde jehen:
›ach got, wan solt ich iemer sehen
und êweclichen schouwen
dis ûz erwelten frouwen,
der leben ist sô vollekomen!‹
sus hete ir minne an sich genomen
vil ougen unde herzen.
si bâren jâmersmerzen

als ein Wunder anstaunte.
Der reine Glanz von den dreien bewirkte,
dass dort so mancher zu sagen begann:
›Gott, ach, könnte ich doch für immer sehen
und auf ewig anschauen
diese auserwählten Damen,
deren Leben so vollkommen ist!‹
Auf diese Weise hatte ihre Liebeswürdigkeit
viele Augen und Herzen für sich eingenommen.
Mit sich brachten sie Jammer und Schmerzen,

[Da mir nhd. »anschauen« für mhd. »anblicken« zu schwach zu sein scheint, weiche ich auf »anstaunen« aus. Ich übersetze »minne« hier nicht mit »Liebenswürdigkeit«, was meines Erachtens zu schwach wäre, sondern etwas kreativer mit »Liebeswürdigkeit«. Das »bâren« ist schwer zu übersetzen; ich versuche es mit »mit sich bringen«, bin damit aber nicht ganz glücklich; »in sich trugen« ist aber miss- oder gar unverständlich.]

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